08.02.14 - Neue
Abstände zu Stromtrassen im Dortmunder Ausschuss für Umwelt, Stadtgestaltung,
Wohnen und Immobilien
SPD-Vertreter lehnen mehr Gesundheitsschutz in der Landesplanung ab -
Grundstücksverkäufe in Magnetfeldzonen scheinen ihnen wichtiger zu sein.
Konterkariert wird auch die eigene Parteipolitik in Land und Bund.
In der Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Stadtgestaltung,
Wohnen und Immobilien am 05.02.14 meldete sich zum Thema
Landesentwicklungsplan (LEP) - Hochspannung - zuerst Ulrike Märkel von den
Grünen zu Wort und hielt einen fachkundigen Vortrag.
Sie sagte, dass die 400 m Abstand zu Hochspannungsleitungen einen Vorsorgewert
darstellen, denn es geht um die Gesundheit der Bevölkerung, insbesondere
Kleinkinder und Kinder. Die durch die Energiewende benötigten neuen Trassen
würden so eher eine Akzeptanz in der Bevölkerung finden. Daher sollten auch in
Dortmund die Menschen Vorrang vor kleinlichen Überlegungen zum
Flächenverbrauch haben und die Schutzgüter Mensch, Landschaft, Tier, Pflanzen
und biologische Vielfalt geschützt werden. Im Umweltbericht der Staatskanzlei
NRW zum LEP wird von einer "erheblichen Beeinträchtigung" dieser Schutzgüter
durch Freileitungen gesprochen und von "erheblichen belastenden
Umweltauswirkungen". (S.85)
Auf der Internetseite der Stadt Dortmund würden die Quellen zu den
gesundheitlichen Auswirkungen der Hochspannungsleitungen nicht richtig
zitiert. Die WHO z.B. habe bereits 2002 die elektromagnetischen Felder als
"möglicherweise krebserregend" eingestuft.
Der Leiter des Planungsamtes - Lutger Wilde - sagte unter anderem, dass die
Vorgabe des Landesentwicklungsplanes
eine Größenordnung sei, die nicht wissenschaftlich belegt ist. Das Land solle
harmonisieren, 400 m sind völlig überzogen. Die Ängste der Bevölkerung würden
geschürt.
Auf den fachkundigen Vortrag der Grünen konterte der Sprecher der SPD-Fraktion
Helmut Harnisch mit der Bemerkung: "Sie ziehen hier eine Show ab".
Um dann gleich schulmeisternd fortzufahren, dass er den Grünen immer wieder
gesagt habe, sie sollen einen Antrag an ihre Gesundheitsministerin stellen,
welche Werte schädlich sind und was für NRW gilt.
Im November 2011 habe die SPD einen Antrag gestellt, die Abstände zu
Hochspannungsleitungen auf mindestens 50 m zu vergrößern. Diesen Antrag hätten
die Grünen aber nicht mitgetragen. (Indem er die Schuld auf andere lenkt, will
er nur die Untätigkeit der SPD zu diesem brisanten Thema kaschieren.)
Frau Märkel wies Harnisch darauf hin, dass die lokale SPD sich anders verhält
als die SPD auf Landesebene, denn der LEP wurde von der rot-grünen Regierung
auf den Weg gebracht. Wenn Herr Harnisch gegen die Genossen in Düsseldorf
stimmen will, könne er das ja machen.
Der SPD-Sprecher reagierte darauf äußerst flapsig: "Wir schlucken nicht alles,
was uns vorgekaut wird".
Damit missachten Harnisch und die SPD-Fraktion zum einen die rechtlichen
Regelungen, denn auf der Internetseite der Landesregierung heißt es :
"Bis zum Inkrafttreten des neuen Landesentwicklungsplans Nordrhein-Westfalen
gelten die Ziele des Landesentwicklungsplans aus dem Jahr 1995 weiter. Die im
Planentwurf formulierten Ziele sind aber bereits jetzt von öffentlichen
Stellen gemäß Raumordnungsgesetz als ‚Erfordernisse der Raumordnung‘ bei
anderen Planungen und Entscheidungen mit zu berücksichtigen. Dies gilt
insbesondere für die Sachbereiche, in denen der geltende LEP bislang keine
Regelungen getroffen hat."
Zum anderen wenden sie sich gegen die Genossen in Bund und Land.
Dass 400 m Abstand zu Höchstspannungsleitungen bereits im
Energieleitungsausbaugesetz (ENLAG) weitgehend vorgeschrieben sind
(Alternative dort: Erdverkabelung), scheint die SPD-Ratsvertreterinnen und
-vertreter noch weniger zu stören.
Die Ausschuss-Sitzung machte klar: Von der Dortmunder Mehrheitsfraktion SPD -
die CDU und FDP äußerten sich erst gar nicht, DIE LINKE lehnt die
Stellungnahme der Verwaltung ab - ist im Streit um Abstände zu Stromtrassen
nichts Gutes zu erwarten. Für Grundstücksverkäufe in Magnetfeldzonen, gegen
Gesundheits- und Umweltschutz und im Zweifel gegen die eigene Parteilinie
wollen die Dortmunder SPD-Ratspolitiker durch die Wand. Wer weiteren Schaden
von der Bevölkerung abwenden will, kann nur hoffen, dass sie nicht
durchkommen.
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